Echtes Leben im Factual Entertainment
Weder im linearen TV noch in den Mediatheken müssen wir lange suchen: Überall laufen Geschichten von echten Menschen, wird gekocht oder gebaut, ermittelt oder gecoacht, im Stehen gehostet oder im Gehen getalkt. Was es mit dem neuen Durst nach Factual Entertainment auf sich hat, erklärt unser Trainer Gabriel Stoukalov.
Was genau fällt eigentlich unter den Begriff Factual Entertainment?
Gabriel Stoukalov: Factual Entertainment – oft einfach Factual abgekürzt – meint alle längeren Inhalte, die nicht fiktional, aber auch keine Nachrichten oder Live-Sendungen sind. Traditionell gehören in den Bereich alle Arten von Reportagen, Dokus, Doku-Soaps und Reality-Shows. Die Amerikaner tun sich mit der Abgrenzung der Filmgattungen weniger schwer. Bei denen gibt es einfach „scripted“ und „unscripted“.
Warum ist die Nachfrage nach Factual Entertainment gerade so hoch?
Gabriel Stoukalov: Ich glaube, das hat viele Gründe. Zum einen können wir alle miterleben, dass sich unsere Welt größer, komplizierter und entfremdeter anfühlt als früher. Da ist es verständlich, dass wir uns nach Geschichten sehnen, die mit unseren konkreten Lebenswirklichkeiten zu tun haben. Zum anderen hat es auch technische Hintergründe: Die neuen Kameras produzieren heutzutage für vergleichsweise kleines Geld Bilder, die von aufwändigen Spielfilmproduktionen kaum zu unterscheiden sind. Ob Tiger King bei Netflix oder Feuer und Flamme von der ARD – überall sitzen wir davor, und können einfach nicht glauben, dass echtes Leben so spannend sein kann.
Also können wir Factual Formate aus dem linearen Fernsehen einfach so in die Mediatheken holen?
Gabriel Stoukalov: Die Antwort ist klar: leider nein. Ich habe viele Versuche beobachtet – mit meist enttäuschenden Folgen. Fakt ist: Der Factual-Markt steckt mitten in einem extremen Umbruch. Mit den neuen Möglichkeiten kommen auf die Produzierenden wie auf die Redaktionen auch neue Anforderungen zu – und damit auch große Unsicherheiten.
Zum Beispiel beobachten wir, dass das Zuschauenden-Verhalten im Streaming/Mediatheken anderes ist als vor dem Fernseher. Was vielleicht im TV als Doku-Soap auf einem festen Sendeplatz funktioniert hat, muss sich in der Mediathek ganz anders behaupten, ohne Audience Flow, bei komplett anderen Zielgruppen mit neuen Sehgewohnheiten – und mit quasi dem gesamten Internet als Gegenprogramm. Wir können nicht einfach genauso weitermachen wie bisher.
Vielen Dank für das Gespräch.
Wer mehr wissen möchte, hier geht es zum Seminar Doku-Soap und Co: Factual Entertainment für TV und Mediatheken mit Gabriel Stoukalov.
Bei inhaltlichen Fragen berät Sie gern Prof. Dr. Andreas Elter: a.elter@ard-zdf-medienakademie.de.
Autor: Prof. Dr. Andreas Elter

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